Hallo Peter, du bist ja einer der produktivsten Musiker hierzulande, jetzt bist du um die halbe Welt gereist und bist mit etwas Neuem zurückgekehrt. Was ist die Geschichte hinter deiner Japan-Reise?
Hallo! Also, mein Kontakt nach Fernost kam über YouTube zustande. Die Videos können ja weltweit abgerufen werden und die erste Einladung für Konzerte in Tokio und Sapporo hatte ich 2014. Bei der Reise nach Japan durfte ich erfahren, dass es viele Autschbach-Fans in Tokio gibt. Im DoNichi-Café im Stadtteil Nakano läuft seit fünf Jahren ausschließlich Musik von mir. Meine Solo-CD „Begin At The End“ ist dieses Jahr in Japan erschienen und sie wurde von der Presse und den Hörern sehr gelobt.
Verrückt!
(lacht) Ich wusste gar nicht, dass es mittlerweile über 60 Stunden selbstkomponierte Musik von mir gibt, die läuft dort in Schleife und da das Programm so lang ist, wird es den Leuten im Café nicht langweilig. Bei der letzten Japan-Reise kam ich dann auf die Idee, vielleicht dort eine CD zu veröffentlichen. Ich habe mich beim Label Da Vinci in Osaka vorgestellt und es hat geklappt.
Hast du auf der "Japan-Scheibe" dann alles in einem Rutsch eingespielt oder gab es Überlagerungen im Mehrspur-Verfahren?
Ich wollte eine ehrliche, ungeschminkte Abbildung des aktuellen Stands der Dinge, mein Ziel war sozusagen Jazz pur, ich habe daraufhin alles nur mit einer einzigen Gitarre eingespielt und es ist auch immer nur diese Gitarre zu hören. Es ist die 17“-Archtop, die mir Joe Striebel 2007 gebaut hat. Sie macht alles mit und ich freue mich jedes Mal, wenn ich sie spiele. Hin und wieder habe ich eine Alternativ-Version versucht, meistens wurde jedoch der erste Take genommen. Die Musik ist also frisch und inspiriert.
Ist das deine Rückkehr zum Jazz?
Das ist eine gute Frage. Sich als Jazz-Gitarristen zu bezeichnen, hat vor 20 Jahren die Leute eher abgeschreckt. Meine Musik hat immer Jazz beinhaltet, aber es war wichtig, das nicht überzubetonen. Denn die Auswirkungen der Free-Jazz-Ära waren immer noch präsent und Jazz hatte einen schlechten Ruf. Das hat sich geändert und heute kann ich ohne rot zu werden sagen: Ja, ich bin Jazz-Gitarrist.
Wobei man nicht vergessen sollte, dass du sehr lange als Profi Rockgitarre gespielt hast und in vielen Musicals als Gitarrist mitgewirkt hast.
Bei der Rockoper „The Who’s Tommy“ oder bei der Queen-Show „We Will Rock You“ ging es darum, das Spiel der Gitarrenhelden Pete Townshend und Brian May so genau wie möglich abzubilden. Ich kann das gut, darum hat man mich ja auch dort beschäftigt. Für mich war das allerdings eine Dienstleistung, nicht mehr. Nebenher habe ich etwa alle zwei Jahre ein neues Album mit eigenen Stücken veröffentlicht und seit 2008 läuft der Laden auch ohne jegliche Dienstleistung. Von der eigenen Musik leben zu können, ist ein Privileg und es macht mich glücklich, das erreicht zu haben.
Du spielst mit Ralf Illenberger im Duo. Ist das Jazz?
Nur ganz am Rande. Wir improvisieren viel, aber Jazz ist das nicht. Die Musik ist eher Folk- und Fingerpicking, ich bin Ralf dabei entgegengekommen, auf seiner Seite des Zauns können wir gut zusammenspielen. Es ist also Illenberger-Musik mit Autschbach-Einflüssen. Wir haben Hunderte von Konzerten gespielt und drei Alben mit eigenen Stücken veröffentlicht, dabei waren wir stets gleichermaßen am Kompositionsprozess beteiligt. Wenn ich für dieses Duo schreibe, schreibe ich im Hinblick auf Ralfs Spiel, das ich seit seiner Kolbe-Illenberger Zeit (um 1980) sehr gut kenne und schätze.
Und jetzt gibt es zusätzlich ein ganz neues Projekt mit der Sängerin Samira Saygili?
Neu ist das nicht, wir machen schon seit 2009 Konzerte zusammen. Und die ganze Zeit war der Wunsch da, eine gemeinsame Produktion zu machen. Das hat aus vielerlei Gründen nicht geklappt, aber 2018 war es endlich soweit, das Album „Sweeter Than Honey“ ist am 9. November erschienen. Die ersten Reaktionen darauf sind äußerst ermutigend. Samira und ich haben die Hälfte der Stücke selbst komponiert, der Rest besteht aus sehr eigenen Versionen bekannter Werke.
Komposition spielt bei dir eine große Rolle...
Ja, sie macht einen Großteil meiner Arbeit aus. Wenn ich schreibe, habe ich immer das Ziel im Hinterkopf. Ich stelle mir zum Beispiel meine Band Terminal A auf der Bühne vor. Mit allem, großes Publikum, Lightshow, toller Sound. Und dann fällt mir Musik ein, die ich dann versuche, festzuhalten. Das mache ich meistens, indem ich das, was mir da einfällt, skizzenhaft aufnehme, nur mit meiner Stimme. Erst danach nehme ich die Gitarre und arbeite das aus. Das ist ein sehr intimer, persönlicher Ansatz. Was dabei herauskommt, stellt mich meist mehr zufrieden, als wenn ich ein Instrument zum Komponieren benutze, was aber auch vorkommt. Beim Schreiben kümmern mich keine Genres und Stilrichtungen wie Jazz, Blues, Rock, lateinamerikanische Musik oder Fingerstyle. Elemente dieser Stilrichtungen sind bei mir deutlich wahrzunehmen, aber ich versuche, immer wieder Überraschungen einzubauen. Das können raffinierte Modulationen sein (dabei hilft mir die Harmonielehre) oder Rhythmuswechsel, dann ändern sich die Farben. Mit Überraschungen unterhält man sein Publikum. Äußerst wichtig sind mir singbare Melodien, denn die sind die Brücke zu den Leuten. Ich möchte, dass man meine Musik auch verstehen und genießen kann, wenn man kein Musikexperte ist. Jazz-Kritiker nehmen mir das manchmal übel, die mögen keine Jazzer, die ihr Publikum unterhalten wollen. Aber genau das wollte ich von Anfang an. Denn wenn die Musik die Leute unterhält, unterhält sie auch mich.
Es gibt aber auch den Pädagogen Autschbach. Du hast sehr viele Schüler, oder?
Ja, seit 1990 bin ich an der Musikschule Lennestadt angestellt. Seit 2003 unterrichte ich aber hauptsächlich bei Workshops, die vom Zeitrahmen zwischen mehreren Stunden und zwei Wochen variieren. Bei diesen Kursen habe ich es im Schnitt mit 15 Leuten zu tun und kann mein Wissen dort viel effektiver weitergeben als im Einzelunterricht. Mir macht es großen Spaß, immer wieder neue Leute kennenzulernen und mit ihnen zu arbeiten. Viele meiner Freunde habe ich bei solchen Gelegenheiten kennengelernt.
Wo finden diese Kurse statt?
Überall, wo man meine Hilfe braucht. Es gibt die Tages- oder Wochenendkurse, die sind über ganz Deutschland verstreut. Die drei einwöchigen Workshops pro Jahr gebe ich in der Toskana, über die Mediterranean Music School und alle zwei Jahre veranstalte ich einen Fernreiseworkshop, wir waren schon auf Mauritius, den Malediven, La Réunion, den Seychellen und auf Rodrigues. Dann allerdings für zwei Wochen, damit sich die Reise lohnt.
Spielt ihr im indischen Ozean etwa den ganzen Tag Gitarre?
Um Gottes willen, nein. Im Gegensatz zu den Toskana-Kursen, bei denen täglich vier Stunden Unterricht plus Jam-Sessions stattfinden, lassen wir es in den Tropen ganz ruhig angehen. Das ist dann eher ein Urlaub mit Gitarre spielenden Freunden.
Was für ein Leben...
Ja, auf den ersten Blick wirkt das alles sehr gechillt und erstrebenswert, aber es steckt auch jede Menge Arbeit dahinter. Meinen Ruf als Gitarrenlehrer habe ich mir mit dem Schreiben von sechzehn Gitarrenlehrbüchern erarbeitet. Ich schreibe darüber hinaus regelmäßig Kolumnen in Fachzeitschriften wie dem „Acoustic Player“, das sorgt auch immer wieder für neue Workshop-Interessenten.
Entwickelst du die Bücher komplett allein, mit Layout und allem?
O nein, das wäre nun wirklich nicht zu leisten. Zum Glück gibt es Verlage, Acoustic Music Books, Fingerprint und Schott Music arbeiten eng mit mir zusammen. Ich lasse die Noten von meinem Kumpel Richard Müller setzen und korrigiere etwaige Fehler, die gar nicht von ihm kommen müssen, denn oft entwickelt sich eine Notation über mehrere Wochen. Danach gehen die Noten ins Lektorat. Die fertigen Noten bekommt dann die Grafikerin und Illustratorin Selina Peterson. Sie macht dann das Layout und entwickelt das Cover. Bei meiner zweibändigen Kindergitarrenschule „Gitarre lernen mit Zacky und Bob“ (Schott Music) hat sie darüber hinaus die Figuren entwickelt und beide Bücher wunderschön und liebevoll illustriert. Selina illustriert auch für andere Autoren und Verlage, kein Wunder, sie macht das super. Seit 2011 erstellt sie auch alle meine CD-Cover und sie hat das Weblayout meiner Homepage entwickelt.
Ein so vielseitiger Musiker braucht auch flexibles Equipment.
Während meines Studiums an der Musikhochschule in Köln habe ich jeden Pfennig gespart, um mir mein Traumrack leisten zu können. Es bestand aus den besten Röhrenvorstufen und einer Röhrenendstufe mit dazwischengeschalteten Effektgeräten. Das Rack hatte 14 Höheneinheiten und ich habe diesen Kühlschrank quer durch die Republik transportiert. Was für eine elende Schlepperei. Seit 2008 spiele ich das Axe-Fx von Fractal Audio. Ich habe alle Entwicklungsstufen dieses Geräts aktiv mitgemacht, meine YouTube-Videos über Fractal-Equipment wurden abertausendfach aufgerufen. Selbstverständlich habe ich jetzt das aktuelle Axe-Fx III. Das erfüllt alle meine Klangwünsche auf nur drei Höheneinheiten. Ohne jegliche Kompromisse. Ich spiele darüber akustische und E-Gitarren und der Sound ist schlichtweg genial. Ich speise den Klang übrigens in Aktivboxen plus Subwoofer von AER.
Welche Gitarren benutzt du?
Mein Leib- und Magen- Gitarrenbauer ist Johannes Striebel aus Wolfratshausen, er hat fast alle meine Gitarren gebaut. Joe weiß, was ich will und er ist der Beste. Meine Lieblingsgitarre ist mittlerweile seine Nylon-Cutaway, extra für mich entwickelt, mit hexaphonischem RMC-Pickup. Die will ich gar nicht mehr aus der Hand legen. Ich möchte aber auch Peter Finger erwähnen, der mir eine großartig klingende Steelstring gebaut hat.
Welche Saiten spielst du?
Auf der Nylonstring spiele ich Michael Tröster Fine Strings, medium, die sind toll. Meine Stahlsaiten kommen von D’Addario, 012 auf 053, Phosphor Bronze, coated.
Was ist der Grund, dass du immer, auch in kleinen Räumen, den Axe-Fx für deine akustischen Gitarren benutzt?
Unterschiedliche Gitarren müssen unterschiedlich gefiltert werden. Und da ich klanglich flexibel sein möchte, brauche ich einen Preamp, der mir diese Flexibilität erlaubt. Anfangs habe ich noch das Schallloch der Gitarren mit Feedback-Bustern verschlossen. Damit kann man Feedback einigermaßen in den Griff bekommen. Mit den parametrischen Equalizern des Axe-Fx III kann ich genau die Frequenzen abschwächen, die bei der gerade aktuellen Gitarre auf der Bühne Stress machen. Dann habe ich auch immer alle anderen Effekte (Delay, Chorus, je nach Bedarf) dabei und muss nicht mit Pedalboards herumfummeln.
Gehen wir mal näher auf den Axe-Fx III ein. Gibst du uns einen groben Einblick in deine Presets für akustische Gitarre?
Das Preset für die Nylon-Gitarre hat einen einfachen Aufbau. Hier kommen alle Effekte hintereinander in Reihe: Amp (Tube Pre), Graphic EQ, drei Para-EQs mit jeweils bis zu fünf Bändern und zum Schluss Hall. Medium Cathedral, zurückgeregelt und gefiltert. Ich klaue dem Hall gern die Bässe. Die Para-EQs eliminieren ungewünschte Resonanzfrequenzen und damit auch das Feedback. Ich kann sehr laut spielen, sogar mit einem Schlagzeug mithalten. Die Steelstrings sind stereo (Bass-Saiten und Treble sind dazu leicht im Panorama gespreizt), hier nutze ich den rückwärtigen Input 2 und eröffne die Signalkette mit einem IN2-Block in stereo. Das verteile ich dann auf zwei Amps, denn die Amps sind ja mono. Danach führe ich das dann wieder zu einem Stereo-Signal zusammen und dann geht es weiter wie bei der Nylon-Gitarre. Ich bevorzuge einen möglichst natürlichen Klang, die Effekte sind bei mir nur zur Bereicherung des ohnehin schon sehr akustisch klingenden Signals zuständig. Ein Mikrofon muss ich dabei nicht simulieren, denn meine Pickups klingen schon von allein sehr natürlich. Ich benutze Shadow SH-40/20 A bei den Steelstrings und einen RMC Pickup (Polydrive I) auf der Nylongitarre.
Und speziell für deine Jazz-Sounds? Da hast du mit deiner Erfahrung sicher ein paar Tipps und Tricks parat!
Beim Jazzsound geht es nicht darum, die Bässe zu boosten und die Höhen zu kappen. Hier ist es zunächst wichtig, einen Humbucker als Neck-Pickup zu haben, der unter dem Flageolett des angenommenen 24. Bunds sitzt. Wie bei einer Gibson zum Beispiel. Eine Gitarre mit 24 Bünden rückt den Halspickup weiter in Richtung Steg und sie kann daher gar nicht wie eine Jazzgitarre klingen. Ich spiele Flatwound-Saiten auf meiner Archtop, das macht ebenfalls viel aus. Ich schlage die Saiten ziemlich leicht an, sowohl mit dem Plektrum als auch mit den Fingern, das ist auch auf der akustischen Gitarre so. Die Wahl und die Haltung des Plektrums ist ebenfalls wichtig. Ich spiele Dunlop Ultex Picks, die haben einen schönen, lebhaften Ton. Ich behandele die Archtop im Axe-Fx III wie eine akustische Gitarre: Ich nutze auch den Tube-Pre und keinerlei Cab. Cabs kommen bei mir nur dann ins Spiel, wenn ich auf der E-Gitarre verzerrt spiele.
Ohne groß nachzudenken: deine 3 Lieblings-Effekte, Amps und Cabs beim Axe-Fx.
Je nach Grad der Verzerrung kann der Einsatz des Noisegates Wunder wirken. Mein Lieblinksamp ist der „Brown“ Amp, der macht alle Verzerrungsstufen mit und klingt fantastisch. Das CAB 2x12 Boutique (RW) gefällt mir ebenfalls sehr. Graphic EQ ist für die E-Gitarre Pflicht, ebenso ein Delay und natürlich Hall. Manchmal schichte ich Hall und Delay im Grid parallel, damit das Delay trocken bleibt. Ich bin extrem zufrieden mit dem Axe-Fx III und habe mir gerade ein zweites Gerät bestellt, denn auf einem Bein steht sich bekanntlich schlecht :-)
Vielen Dank für das Interview!
Immer wieder gerne :-)